Schokolade und der Kamelle-Napoleon von Köln

Eine Reise durch Colonia Kulinaria

Schokolade und der Kamelle-Napoleon von Köln

Schokoladige Geschichten

Kakao - Zahlungsmittel der Azteken,  Speise für Götter und Könige, Aphrodisiakum und Medizin. Und wer kann sich schon ein Leben ohne Schokolade vorstellen. In Deutschland gab es Kakao zuerst in Form der "Gesundheitsschokolade" in Apotheken. Kakao oder das heiße Schokoladengetränk zu genießen, galt in Deutschland des frühen 17. Jahrhunderts als anrüchig. Durch den Verkauf in den Apotheken konnte der Kakao etwas von seinem Image als anrüchiges Genussmittel aufputschen. Erst mit der Zeit eroberte der Kakao und die Schokolade die Speisepläne von Adel und wohlhabendem Bürgertum. Da Kakao über den Fernhandel bezogen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass 1673 in einer  Hansestadt der erste Kakao öffentlich ausgeschenkt wurde. Es war die Bremer Kaffeestube des Niederländers Jan Jantz von Huesden. Für Normalsterbliche war jedoch das exotische Getränk aus der neuen Welt noch lange Zeit unerschwinglich. Große Anhänger und notorische Kakaotrinker waren seinerzeit der Preußenkönig Friedrich der Große, der Kakao gerne mit Senf oder Pfeffer abrundete, sowie die Dichtergrößen Goethe und Schiller. 

 

Das süße Köln

Ungefähr 200 Jahre später beginnt die Geschichte des Kamelle-Napoleon von Köln. Franz Stollwerck eröffnet 1839 eine Mürbebäckerei in Köln. Wenig später produziert er Hustenbonbons im so genannten "Kammelledom" in der Kölner Südstadt. Aber auch andere Süßigkeiten wie Schokolade, Marzipan und Printen kommen hinzu und fundieren das süße Imperium von Stollwerck. 

 

Einen Aufschwung erhielt die Firma Stollwerck Mitte des 19. Jahrhunderts durch das neu aufkommende Weihnachtsgeschäft. Das Fest der Liebe entwickelte sich zu dieser Zeit bereits zu einem Fest des Konsums. Die Dekorierung des preußischen Tannenbaums wurde in Köln zu einem süßen Vergnügen. 75 % der damaligen Weinachtsbaum-Werbung drehte sich um den süßen Behang. Schokolade, Pralinen und Marzipanfiguren. Binnen von 7 Jahren konnte das Schokoladen-Sortiment von Stollwerck auf 375 Sorten anwachsen Eine ganz besondere Sensation war eine Krippe zu Bethlehem ganz aus Zucker gefertigt (1868). Weihnachtsausstellungen mit den verschiedenen Leckereien waren damals der Hit. Und wer erinnert sich nicht noch an Schokoladenzigaretten (heute unvorstellbar und würde jeden Sozialpädagogen auf den Plan rufen), Taler, Katzenzugnen, Weihnachtsmänner, Weihnachtsbaumbehang, etc. Die Firma Stollwerck war findig und phantasievoll. So wurden beispielsweise jedes Jahre neue "Knüller" vorgestellt. Beispielsweise die "Chocolade-Puppe", die "Chocolade-Sparbüchse", eine wirklich funktionierende "Chocolade-Uhr" oder sogar die "sprechende Schokolade". Hierbei handelte es sich um eine Art Plattenspieler (Phonograph), der Schokoladenplatten abspielen konnte Niemand Geringerer als der Phonographenerfinder Thomas Alva Edison hatte den Schokoladen-Phonograph funtionstüchtig gemacht. Mehr als 300 Schokoladen olaten wurden hergestellt und für die Tonaufnahmen wurden berühmte Sänger verpflichtet. Das Stollwerck auch der Erfinder von Sammelalben war, ist kaum vorstellbar. Aber das 19. Jahrhundert war für verspielte und fantasievolle Geschäftsmänner ein El Dorado. 


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